Werden die richtigen KPIs für Gebäudetechnik berücksichtigt?
Oder sollten andere KPIs berücksichtigt werden? *

Der Entwurf des Energieeffizienzlabels nutzt die Kennzahlen Power Usage Effectiveness (PUE), Cooling Efficiency Ratio (CER) und Energy Reuse Factor (ERF) um die Effizienz der Gebäudetechnik zu bewerten.

* Diese Frage bezieht sich auf den Entwurf einer Energieeffizienzkennzeichnung für Rechenzentren, die auf https://peer-dc.de/label/ als Prototyp vorgestellt wird.

5 Responses

  1. Ich bin nicht sicher, ob man den Wasserverbrauch einfach rauslassen kann. Adiabatik führt zu geringerem Energieverbrauch und sieht im Label effizienz aus, ist aber ggf. nicht nachhaltig. Ein Wasserverbrauch müsste dann allerdings negativ eingehen (kein Wasserverbrauch = 100 %)

  2. Die Energieverbrauchseffektivität (PUE) hängt maßgeblich von der Auslastung eines Rechenzentrums ab. Rechenzentrumsbetreiber müssen zur Sicherstellung eines störungsfreien Betriebs Überkapazitäten für Redundanzen bereithalten. Dies bedingt, dass in der Praxis nie eine 100-prozentige Auslastung eines Rechenzentrums vorliegt, was die Erreichung eines PUE-Zielwerts erschwert. Ein optimaler PUE ist nur bei einer optimalen Auslastung, die ca. zwischen 60 % und 80 % liegt, möglich. Insbesondere Colocation-Rechenzentren erreichen diese Auslastung häufig erst nach fünf oder mehr Jahren. Die Betreiber können die Auslastung der installierten IT-Komponenten ihrer Kundinnen und Kunden nicht direkt beeinflussen: Nicht die Betreiber, sondern die Nutzer bestimmen den Grad der Auslastung.

  3. In vielen Rechenzentren wird ein Teil der überschüssigen Wärme intern wiederverwendet (z.B. im Kühlungsprozess selbst oder zur Beheizung von Räumlichkeiten) und steht nicht zum Export zur Verfügung. Der „Energy Reuse Factor (ERF)“ ist jedoch so definiert, dass nur der Anteil der über die Grenzen des Rechenzentrums hinaus exportierten Abwärme gemessen wird und führt daher zu irreführenden Aussagen im Hinblick auf die tatsächlich wiederverwendete Energie. Rechenzentren, die ihre Abwärme intern nutzen, haben es daher besonders schwer, den Vorgaben zu entsprechen. Es wäre besser, eine Metrik zu verwenden, die die Totalität von intern wiederverwendeter und exportierter Wärme verwendet.
    Ein hoher ERF ist abgesehen von einzelnen Ausnahmefällen weder aktuell noch in absehbarer Zeit zu erfüllen, da die dafür notwendigen Infrastrukturen einer Planungs- und Umsetzungsdauer von teilweise über 10 Jahren unterworfen sind. In den wenigen derzeit bekannten Projekten zur Abwärmenutzung aus Colocation- oder Cloud-Rechenzentren werden aktuell deutlich weniger als 10 Prozent der anfallenden Abwärme genutzt. Grund ist, dass selbst bei der Verfügbarkeit von Wärmenetzen der 4. Generation der Wärmebedarf der durch die Netze bedienten Wohn- und Gewerbeeinheiten meist deutlich unter 10-20 Prozent liegt und auch sich verändernde Wetterbedingungen durch den Klimawandel zu berücksichtigen sind. Sofern die Anzahl der wärmeversorgten Objekte nicht aufgrund von Ansiedlung oder weiterem Ausbau zunimmt, ist sogar mit abnehmenden Wärmebedarf zu rechnen, der durch die angestrebte verbesserte Wärmedämmung der Gebäude sinken wird. Fast alle bisher vergleichbaren Projekte in Deutschland benötigen eine Wärmeleistung von teilweise deutlich unter 1 MW.

  4. Aus meiner Sicht ist es nicht verständlich, warum zusätzlich zum PUE auch die Cooling Efficiency Ratio bewertet wird. Diese wird ja hinsichtlich der Effizienz der Gebäude schon mit dem PUE berücksichtigt.

    Zur Veranschaulichung meines Kommentars:
    Die aktuelle Gestaltung des Labels führt dazu, dass zwei Rechenzentren, in denen genau die gleichen IT-Systeme laufen und die genau gleich viel Energie benötigen, unterschiedlich bewertet werden. Das Rechenzentrum, bei dem die Kühlung etwas effizienter ist, dafür aber z.B. die USV etwas ineffizienter, bekommt eine bessere Bewertung als das Rechenzentrum, bei dem die USV etwas effizienter ist, dafür aber die Kühlung etwas ineffizienter.

  5. Das die Nutzung von Abwärme berücksichtigt wird, ist aus meiner Sicht sehr wichtig.

    Eine Anmerkung: Der ERF berücksichtigt nur, wie viel Wärme genutzt wird, nicht aber, wofür und wie. Die Wärmenutzung kann also für wenig sinnvolle Zwecke erfolgen und auch extrem ineffizient sein.

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